Aktiv gegen den Leerstand

Erika Thümmel, Obfrau des Vereins Jakominiviertel

Gespräch mit Erika Thümmel, Obfrau des Vereins Jakominiviertel, über die Problematik des Leerstands im Grazer Stadtzentrum und speziell im Jakominiviertel.

Wo liegt deiner Ansicht nach die Ursache für leere Geschäftsflächen in der Grazer Innenstadt?
Erika Thümmel: Es gibt einen allgemeinen Trend – in so gut wie allen europäischen Städten –, dass Altstadtviertel rund um das historische Stadtzentrum besonders von Leerstand in der Erdgeschosszone, manchmal auch schlechter Bausubstanz gekennzeichnet sind.

Dazu kommt, dass Österreich Spitzenreiter ist, was die Quadratmeteranzahl an Verkaufsfläche pro EinwohnerIn betrifft und es einen globalen Trend zu immer mehr Käufen über das Internet gibt. Auch eine immer raschere Fluktuation der Geschäfte liegt im internationalen Trend.


Beobachtest du eine Veränderung in den letzten Jahren?
Erika Thümmel:Ja, trotz dieser Rahmenbedingungen ist es dank zahlreicher Aktivitäten und Aktionen in den letzten Jahren gelungen, die Frequenz der FußgängerInnen zu erhöhen und den Gassen insgesamt ein freundlicheres und gepflegteres Aussehen zu geben. 
So ist in unserem Viertel über die gemeinsamen Veranstaltungen (Open Studios, Feste, Ausstellungen etc.) eine vielfältige und gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen den hier Tätigen gewachsen. Einige haben sich in Folge des Pilotprojektes hier angesiedelt, einige sind schon länger hier, einige kamen erst im letzten Jahr dazu.

Wie sieht es mit den Kreativen aus, die durch das Pilotprojekt ins Jakominiviertel geholt werden sollten?
Erika Thümmel: Um uns von anderen reinen Geschäftsstraßen etwas abzuheben, versuchen wir uns hier als ein Viertel der zentrumsnahen Dienstleister zu etablieren – nicht nur, aber schwerpunktmäßig im Bereich der Kreativbranche. Und so besteht hier nicht zufällig eine besonders hohe Dichte an Unternehmen aus den Bereichen Architektur, Fotografie, Grafikdesign, Produktdesign, Restauration, Tischlerei etc.
 Natürlich gibt es trotz alldem auch Leerstände hier, gerade in den vergangenen Wochen haben vier Geschäfte in der Jakoministraße zugesperrt. Aber wir sind davon überzeugt, dass das diese Tendenz wesentlich ausgeprägter wäre, ohne unseren Aktivitäten und die des Pilotprojektes im Vorfeld.