Human Cities heißt ein internationales Projekt, das die Lebensqualität im Jakominiviertel verbessern soll. Zum Start war Alice Holmberg, Expertin für Co-Creation und partizipatives Design, mit der Eye-Tracking-Brille vor Ort unterwegs.
“Eine Transitzone mit wenig zufriedenstellender Lebensqualität im öffentlichen Raum”. Wer die Gegend zwischen Schönaugasse und Klosterwiesgasse kennt, weiß, was ExpertInnen damit meinen. Es fehlt an einladenden Orten, an denen man sich wohl fühlt. Konsumfreie Zonen, in denen Kinder und Jugendliche erwünscht und nicht nur geduldet sind. Platz zum Gehen und zum Bleiben. Genau darum geht es bei einem EU- Projekt, an dem Studierende und Lehrende der FH Joanneum seit kurzem arbeiten.
Human Center Design rund um den Jakominiplatz
Die Idee zu “Human Cities” entstand 2006 in Belgien, vor einem Jahr legte dann eine ExpertInnenrunde das theoretische Fundament für die nächste Phase, die bis 2018 angelegt ist: Anhand von praktischen Experimenten wird nach Gestaltungslösungen gesucht, die die Lebensqualität europäischer Städte verbessern soll. In Graz und weiteren zehn Städten, die sich mit unterschiedlichen Anliegen und Projekten an “Human Cities” beteiligen. Jeweils als Kooperation zwischen Design und universitären Einrichtungen.
In Graz ist es die FH Joanneum, die über das Cities of Design-Netzwerk eingeladen wurde. Die Aufgabenstellung, die sich das Team um Anke Strittmatter und Erika Thümmel überlegt hat: „Lösungen zu finden, um die Aufenthaltsqualität zwischen Schönaugasse und Klosterwiesgasse zu verbessern.“ Starthilfe kommt von Alice Holmberg, Expertin für Co-Creation und partizipatives Design aus London. Sie begleitet das Projekt in der Anfangsphase und bei der abschließenden Evaluierung.
Zwei Tage lang war Homberg nun in Graz, um sich die Situation im Jakominiviertel mit dem Blick von außen und durch die EyeTracking-Brille anzusehen und im Gespräch an der FH Joanneum Impulse aus ähnlichen, partizipativ gestalteten Prozessen einzubringen. (Alice Holmberg über Co-Creation in Graz) Projektverantwortliche Anke Strittmatter und Erika Thümmel, Obfrau des Vereins Jakominiviertel, beschreiben diesen internationalen Wissenstransfer als großartige Chance: „Ob es die Expertise ist, die beim Co-Creation Briefing einfließt, oder der Austausch beim Experimentation Lab im Jakominiviertel im April, Mai 2016.“
Experiment im Designmonat
Dabei sollen BewohnerInnen, UnternehmerInnen, PassantInnen und Studierende Experimente, Ideen ausprobieren können. Anke Strittmatter: „Wir wollen möglichst viele AkteurInnen erreichen und einbinden, um gemeinsam Wünsche, Anliegen etc. sichtbar zu machen.“ Die Umfrage, die im neuen Jahr gestartet wird, richtet sich daher an jene Menschen, die zwischen Klosterwiesgasse und Schönaugasse wohnen, arbeiten, unterwegs sind, einkaufen. Aber auch an jene, die Häuser besitzen, aber nicht hier wohnen.“
Aufgrund der Ergebnisse wird über jene Projekte entschieden, die dann im Designmonat 2016 ausprobiert werden. Manches als kurzfristige Intervention, manches als Beginn einer langfristigen Veränderung. Auch wenn das Wort inflationär genutzt wird: Es geht um Nachhaltigkeit. Um eine dauerhaft wirksame und spürbare Verbesserung des öffentlichen Raums im Stadtzentrum. Gespräche mit den Verantwortlichen der Stadt Graz, die auch als Ganzes von dem Engagement profitieren soll, sind bereits geplant.