Jäger verborgener Schätze

Vor rund 25 Jahren baute Christian Uitz sein Altwarenimperium im Internet auf. Heute verkauft er seine Schätze stationär im Jakominiviertel. Ein Schritt zurück? Aus Sicht des Geschäftsführers von „Kind & Kegel“  keineswegs.

Vasen, in allen Farben und Größen, CDs, antikes Geschirr und Porzellanfiguren schmücken die Regale. Eines haben diese Stücke gemeinsam: Sie sind alle verschieden. An der Kasse der Hüter der Schätze, der gerade dabei ist, eine kleine Kostbarkeit sorgfältig zu verpacken. Und irgendwie fühlt man sich hier, mitten im Zentrum der Stadt, wie in einer ruhigen Oase.

Seit drei Jahren gibt es den Vintage-Laden „Kind & Kegel“ in der Jakoministraße 28. Anfangs verkaufte Christian Uitz dort alles, was das Elternherz begehrt. Von Rasseln und Plüschtieren bis hin zu Brettspielen machte das Sortiment dem Namen des Ladens alle Ehre. Mit der Zeit zeigte sich allerdings, dass das Interesse an den Vintage-Teilen wuchs, und so positionierte sich das Unternehmen neu: Kinderwaren raus und Antiquitäten rein. Mittlerweile nehmen die Altwaren fast die gesamte Verkaufsfläche ein, nur im hinteren Einkaufsbereich sind Überbleibsel des alten Geschäftskonzepts zu Sonderpreisen zu haben.

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Kinderwaren im Ausverkauf

Vom Internet in die Stadt
Angefangen hat Uitz vor rund 25 Jahren. Damals erstellte er als Internetpionier eine Webseite, auf der er Altwaren verkaufte. Doch schnell merkte er, dass der Online-Handel niemals den stationären Verkauf ersetzen könne. Er hält die klassische Verkaufssituation – also face to face – für besser als anonymes Suchen und Finden im Web. „Meine Kunden brauchen Beratung“, erzählt er. Sie wollen die Ware selbst begutachten und Vertrauen zum Anbieter aufbauen. „Ich widerspreche damit den meisten Marketingexperten, aber aus meiner Erfahrung ist Vertrauen der Kern des Erfolgs.“ Und für dieses Vertrauen nimmt sich Uitz Zeit, sei es durch kurze Beratung oder durch ausführliche Gespräche mit Kunden. Mittlerweile beschränkt er sich auf seinen Laden in der Stadt, online bietet er nur noch vereinzelt Waren an.

Nur das Beste kommt ins Regal
Altwaren zu beschaffen will gelernt sein. Seine Vorliebe für Antiquitäten hat Uitz früh entdeckt und schon in seiner Jugend war er oft auf Flohmärkten unterwegs. Dort konnte er sich viel Wissen zu historischen Waren aneignen. Der Rest kam durch Fachliteratur und jahrelange Branchenerfahrung. Als Profi erkennt er heute sofort den Wert eines alten Stücks  und mit geschultem Auge beurteilt er binnen kurzem auch das Alter der Waren.

Erfährt er von einem besonders reizvollen Stück, ist ihm kein Weg zu weit und kein Preis zu teuer. „Ich hatte schon seit neun Jahren keinen Urlaub mehr. Am Wochenende fahre ich immer quer durchs Land, um Altwaren zu suchen.“ Die findet er entweder bei anderen Händlern oder in Verlassenschaften. „Früher bin ich auf Flohmärkten fündig geworden, mittlerweile gibt es dort aber nichts Wertvolles mehr.“

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Antiquitäten soweit das Auge reicht

Kunde König, Kundin Königin
Bei einem Blick in die Regale von „Kind & Kegel“, erfährt man Geschichten: Jedes Objekt ist mit einem Etikett versehen, das detailliert von Herstellung, Entwurf, Material, Epoche und Preis erzählt. Gespräche mit Interessierten sind für Uitz trotzdem ein Muss, da jedes Produkt ein Unikat mit einer eigenen Geschichte  ist. Oft kommen Kundinnen und Kunden mit speziellen Wünschen, die er notiert und mit der Hartnäckigkeit eines Schatzjägers auf der Spur ist. Das dauert manchmal Monate oder Jahre, aber Geduld ist eine Tugend, die bei Kind & Kegel mit schönen Stücken belohnt wird.