Neujahrsvorsätze der Weltenbummler

Sind Neujahrsvorsätze eine österreichische Idee? Offensichtlich nicht, denn auch die internationalen Gastronomen in der Grazbachgasse nehmen sich für 2016 so manches vor.

Simon Wilson kommt aus den USA, wohnt aber in Graz. Was er sich für 2016 vornimmt? Endlich die Lizenz für sein „Fahrrad-Café“ Culture Exchange in der Grazbachgasse 47 zu bekommen, das er zusammen mit vier KollegInnen aus ganz Europa, besitzt und betreibt. Denn obwohl die jungen UnternehmerInnen, schon vor einem Jahr die Papiere für das Café eingereicht haben, warten sie immer noch auf Genehmigung: Diese möchte der Amerikaner im neuen Jahr endlich bekommen: „2016 wäre es toll, wenn die Grazer Bürokratie etwas schneller werden würde“. Was er sich sonst vornimmt: „Alles ein bisschen besser“ zu machen. Er sich aber bewusst, dass die Realität Neujahrsvorsätze mitunter zunichtemacht.

Ursprünglich war das Lokal im serbischen Novi Sad beheimatet – bis den dortigen Politikern der ausländische Einfluss zu viel wurde: Den BetreiberInnen wurden die Visa verweigert. Eine Alternative zu Serbien musste also her und so entschloss sich ein Teil des Teams ihr Projekt in Graz fortzuführen. Doch auch in Graz ist die Zusammenarbeit mit den Behörden für Wilson und seine KollegInnen nicht besonders fruchtvoll. Den vielen Kundinnen und Kunden ist das wohl eher egal.

Keine „spanischen Tomaten“

Auch der Inder Pawan Kohli hat einen Neujahrsvorsatz für sein Restaurant MAKALA in der Grazbachgasse 35, das er zusammen mit seiner Familie betreibt: Er möchte in Zukunft noch stärker auf regionale Produkte setzen. Die Rezepte für seine Gerichte mögen aus einem weit entfernten Land kommen, doch die Zutaten kauft er heute schon am liebsten direkt beim Bauern.

Vorsätze PAWAN„Auch in der Gastronomie hat man mit Bioprodukten angefangen. Aber auch Bio ist mittlerweile eine Großindustrie geworden“, meint Kohli. Als Bürger habe man da keine Möglichkeit, Einblick zu haben. Man könne sich aber bemühen, „persönlich bei Leuten einzukaufen, die selbst anbauen“. Denn bei aller Internationalität: Auf „spanische Tomaten“ will der rührige Unternehmer, der auch als Dolmetscher, Musiker und Obmann der Indisch-Österreichischen Gesellschaft Graz tätig ist, lieber verzichten.

Raffael Reithofer

Fotos: Jakominiviertel/Reithofer