Sie ist von Farben fasziniert. Und doch – oder gerade deshalb strahlt Daniela Jakobs Atelier in Weiß. Erst vor kurzem ist die Fotografin in die schöne ehemalige Vorstadtwerkstatt übersiedelt. Kreativer Raum, den sie sich mit dem Künstler Tom Lohner und dem Fotografen Stefan Friesinger teilt. Wie die kreativen Vibes bei der Arbeit. Jakob ist seit 2012 selbstständig, lässt sich gerne von kindlichen Ideen inspirieren und engagiert sich im Verein Jakominiviertel.
Das Studio versteckt sich im Hinterhof. Verborgen hinter einem unscheinbaren Tor in der Klosterwiesgasse 14 und muss wie viele Geheimtipps der Stadt erst einmal entdeckt werden. Insidern ist die Gasse schon länger ein Begriff, weil hier der Grundstein für viele branchenspezifische Erfolgsstorys – etwa jene von White Elephant Design – gelegt wurde.
Inspiriert von nordischem Design, dominiert in Jakobs lichtdurchflutetem Atelier die Farbe Weiß. Sie legt viel Wert auf Funktionalität und freie Arbeitsflächen. „In meinem Kopf geht es immer rund, deswegen brauche ich die Ordnung“, sagt sie. Ganz fertig eingerichtet ist ihr Atelier noch nicht. Momentan sammelt sie noch alte Bilderrahmen. Auch eine Umkleidelösung für ihre Models und handgefertigte Hocker sind in Planung. Aber schon jetzt scheint sie hier den idealen Raum für ihre Arbeit gefunden zu haben – mit einem ganz besonderen Innenhof: „Im Sommer ist es hier wie im Garten Eden.“
Einmal Mexiko und wieder zurück
„Ich bin grundsätzlich ein ungeduldiger Mensch und bei Fotos sieht man schnell Ergebnisse“, begründet Jakob die Leidenschaft für ihr Handwerk. Schon als Kind übte die analoge Nikon ihres Vaters eine enorme Faszination auf sie aus. Auf der Suche nach spannenden Effekten experimentierte sie mit unterschiedlichen Techniken. Später begann sie ein Kunstgeschichte- und Pädagogikstudium und irgendwann zog sie nach Mexiko.
Eine Zeit, aus der ihr faszinierende Bilder im Gedächtnis blieben. Und dann wieder Erlebnisse, die sie missen hätte wollen: Als sie mitten im Dschungel ausgeraubt wurde und ohne Geld und Kameras da stand. Mit einem Truck gelangte sie schließlich doch aus dem Dschungel. Hilfsbereite Leute nahmen sie vier Tage lang mit und schenkten ihr zum Abschied sogar ein wenig Geld. Gegen einen Schlafplatz arbeitete sie in einem Hostel und, um etwas zum Leben zu haben, verkaufte sie selbstgemachten Apfelstrudel auf der Straße. Not macht erfinderisch.
Zu den positiven Erlebnissen zählen ihre Arbeit als Unterwasserfotografin für eine Tauchschule, erfolgreiche Straßenausstellungen – und eine große Liebe, der sie ihren Sohn verdankt. „Ich vermisse Mexiko schon ein bisschen“, gibt die Fotografin zu, „aber als ich alleine schwanger nach Österreich zurückkam, war ich froh über die Unterstützung.“
Als alleinerziehende Mutter hatte Jakob es anfangs schwer am Arbeitsmarkt. Sie bekam lange keinen Job, da viele ArbeitgeberInnen Angst vor Fehlzeiten hatten und wissen wollten, ob sie denn weitere Kinder bekommen wolle. Daniela Jakob fand dennoch einen Weg, Familie und ihre Faszination für die Fotografie unter einen Hut zu bringen: Sie absolvierte ein Fernstudium, einen berufsbegleitenden Kurs für Grafik und Kommunikation und sammelte bei Fotografen praktische Erfahrungen. Ab 2012 arbeitete sie freiberuflich, 2013 meldete sie ihr eigenes Gewerbe an: DJAKOB photo’graphics design e.U.
Ganz großer Hokus Fokus
Aus dem Wunsch, sich in ihrer Arbeit kreativ mit Kindern auszuleben, entstand die Idee für Hokus Fokus: Porträtfotografie, die Kindern bis 14 Jahren Spaß macht. Das sieht man auch an den Ergebnissen, die eine lebendige Alternative zu den sattsam bekannten, erstarrten Kinderporträts vor faden Tapetenwänden sind.
Besondere Freude empfindet Jakob beim Umsetzen kindlicher Ideen. Wenn etwa ihr eigener Sohn, vom Comic-Helden Spiderman schwerstens beeindruckt, geschickt wie das kleine Insekt ein Fadennetz durch die ganze Wohnung spinnt. Oder wenn Lukas, ein junges Modell, mit großen Augen von seinen Lieblingstieren, den Drachen erzählt. Daniela Jakob zögerte nicht lange, fotografierte den Drachenfreund und zauberte ihn mittels einer aufwändiger Fotomanipulation selbst in die Drachenwelt. Zur Freude des kleinen Mannes, der sich mit dem Porträt im Großformat seinen Kinderträumen mit einem mal ganz nahe fühlte. „Der Zauber steckt in dir!“ lautet schließlich der Slogan der ungewöhnlichen Kinderporträts.
Jakob nimmt Kinder ernst und legt Wert darauf, dass sie selbst entscheiden, welche Fotos sie haben wollen. „Ich will aus allem etwas Besonderes machen, es gibt kein 0815 für mich“, fasst die Fotografin die Intentionen von Hokus Fokus zusammen.
Gut unterwegs
Neben der Kinderfotografie ist Jakob auch in anderen Bereichen erfolgreich. Sie gewann den Fotowettbewerb „Blende“ der deutschen Tageszeitung junge Welt, machte Produktfotos, etwa für Kosmetika, und Porträts – private und Businessporträts wie jenes des Grazer Bürgermeisters. Im Verein Jakominiviertel kümmert sich Jakob unter anderem um die Organisation der Open Studios und der Flohmärkte. Seit kurzem ist sie Schriftführerin des Vereins.
Und wenn die Work-Life-Balance angesichts der Aufgabenfülle auch nicht immer ganz ausgewogen ist? Bald kommt der Frühling. „Und dann verwandelt sich unser Hinterhofgarten in eine wahre Oase!“
Übrigens: Bei der offiziellen Einweihungsfeier kann man sich bald selbst von der kreativen Stimmung im neuen Atelier überzeugen.
Text: Marion Kirbis
Foto: Jakominiviertel/Kirbis, DJAKOB