Spannung im Raum

studio magic steirischer herbst
Transegrity – in der Nacht soll die Installation vor dem Festivalzentrum des steirischen herbst alle Farben spielen.

Zwischen Mursteg und Palais Attems wächst eine spektakuläre Installation in den Himmel. Ein Projekt der Grazer Architektengruppe Studio Magic für das herbst-Festivalzentrum.

Transegrity ist ein sogenanntes Kofferwort, erklärt uns Wikipedia. Ein künstliches Produkt aus tension (Zugspannung) und integrity (Ganzheit, Zusammenhalt), mit dem Richard Buckminster Fuller und Kenneth Snelson ein ganz spezielles architektonisches Konstrukt beschrieben: Ein Gefüge aus Stäben, die sich untereinander nicht berühren und nur durch Zugelemente verbunden sind. Im Falle der herbst-Installation sichern Stahlseile die gewichtigen Holzteile, die an Zahnstocher erinnern, die von einer unsichtbarer Kraft zufällig in die Luft geworfen, nun unbeweglich über den Köpfen der Passantinnen und Passanten schweben.

studio magic transegrity 3

Der herbst und die Avantgarde

Die Leichtigkeit trügt. Tatsächlich werden seit Wochen Tonnen bewegt, fixiert und verschraubt. Nur ein Gegensatz von mehreren, die schon jetzt für Aufmerksamkeit sorgen. Transegrity spielt auch mit der unzertrennlichen Einheit von „steirischer herbst und Avantgarde“, der Beschreibung, die das das Festival selbst im 50. Jahr noch begleitet. Der herbst und die Vorhut. Die militärische Konnotation ist zwar längst vergessen, auch wenn die Angriffslust von Akteurinnen und Akteure der ersten herbst-Jahre vielen Grazerinnen und Grazern nachweislich zu schaffen gemacht hat.

studio magic transegrity 5

„Bei der Konzeption dachten wir an Panzersperren“, erzählt Patricia Wess von Studio Magic. „Die sogenannten Tschechenigel, die seit dem zweiten Weltkrieg weltweit temporäre Grenzen markieren.“ Dennoch lässt das Gefüge Raum für Hoffnung, denn die „Sperren werden zu offenen Toren am Boden und befreien sie in der Höhe aus ihrer festen Verschraubung. Die Konstruktion löst sich auf, ohne an Stärke zu verlieren“, beschreibt das Kollektiv die Installation. Ein Symbol für das Festival und „die gelebte Überzeugung, dass Grenzen immer wieder in Frage zu stellen sind.“

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Hier und Jetzt

A apropos Frage. Im herbst 2017 lautet sie: „Where are we now?“ Hier und Jetzt stehen zur Diskussion, sensible Fragen wie Grenzziehung, Innen- und Außenperspektiven, Selbstverortung und Positionierung. Transegrity könnte man so auch als sichtbar gewordene Analogie verstehen, in der es um das große Ganze und die Kräfte geht, die nach unterschiedlichen Seiten ziehen und Spannung erzeugen.

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steirischer herbst 23/09 – 15/10
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Festivalzentrum im Palais Attems
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Do & Fr 14.00 – 01.00
Sa 11.00 – 03.00
So 11.00 – 22.00
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Eintritt frei

Transegrity – Eröffnung Sa 23/09, 16.00

Außeninstallation Studio Magic (AT)

Studio Magic
Leading Team Thomas Kalcher (AT), Patricia Wess (AT/BRA), Christian Meixner (AT), Thomas Kain (AT), Judith Urschler (AT), Max Kieninger (AT), Peter Kanzler (AT), Davide Barbieri (AT/ITA), Maria Barbieri (AT/ITA), Stefania Monici (AT/ITA), Vanessa Hanni (AT/ITA) und Daniela Brasil (BRA/AT)
Tragwerksplanung Engelsmann Peters GmbH (Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Peters, Dipl.Ing. Michaela Summer)
Beratung Architektur Dipl.-Ing. Gernot Kupfer
Beratung Beleuchtung Dipl.-Ing. Eugen Schöberl

Fotos: Studio Magic, Jakominiviertel