Stiegenhäuser ohne Licht sind der Horror. Noch schlimmer ist es, wenn mitten auf der Treppe das Licht ausgeht. Und plötzlich jemand da steht. Zu oft bin ich schon die letzten Stufen rennend bei der Tür reingestolpert und habe schnell das Licht eingeschalten, nur um zu bemerken, dass da nichts ist. Oder? Echte Geister bringt der Grazer Künstler Tom Lohner am 28. Oktober ins Jakominiviertel.
Teil 4 der Serie „Ghost“ zeigt Geist Annii im hohen Erwachsenenalter.
Der Grazer Künstler Tom Lohner hätte das Wort spooky erfinden können. Er konstruiert Bilderwelten aus Menschenkörpern, zwischen seinen Linien und Formen versteckt sich ein dunkler Walt Disney und Tim Burton sät Rätsel in Text und Zahlen. Auf Instagram behashtagt Tom seine Bilder mit #surrealism, #popsurrealism oder #cubism, das Einordnen seiner Kunst bleibt aber ein Versuch. „Wir wissen es selbst nicht, sagen jetzt aber Future Cubism dazu. In Wirklichkeit finde ich das cool, dass es nirgendwo reinpasst. Das heißt, dass du etwas machst, dass noch nie zuvor da war,“ grinst er breit.
„Schau einem Menschen in die Augen, und du weißt genau, wie er sich fühlt,“ erklärt Tom. Augen lügen nicht und das gilt auch für die Kunst und das Malen. Ihm ist das allerdings zu einfach: „Ich habe mich gefragt, ob ich, wenn ich die Augen rausnehme und etwas anderes reinsetze, das ein bisschen spooky ist, dieselbe Emotion rüberbringe?“ Seitdem höhlt er Augen aus, macht sie zu riesigen Löchern und füllt sie mit allerlei Zeug wieder auf. So düster die Gemälde auch sein mögen – dunkle Töne mischt Tom aus Blau, Violett und manchmal ein wenig Rot. Das schaut zwar schwarz aus, ist es aber nicht.
Der Sketch für das Bild von Gwen Stefani für The Art of Hard Rock. So sieht das fertige Bild aus.
Sein Weg zum Auffüllen von Augenhöhlen und Mischen von Schwarztönen führte Tom über die Designbranche. Neben seiner Ausbildung zum Grafikdesigner am Grazer Ortwein Kolleg mit seinem Bruder Snowboards entworfen, sie haben von einer gemeinsamen Karriere als Stardesigner geträumt und letztendlich ein Flugzeug nach England genommen. Den Bruder hat die Liebe bald nach Finnland geholt und er ließ Tom kellnernd in London zurück. Daraufhin verbrachte er drei Jahre in England und arbeitete sich zum Art Director im CC-Lab hoch, einer großen Musik- und Fernsehproduktionsfirma. Zu seinen Projekten zählten Musikvideos und Bühnendesigns für The Prodigy, Lady Gaga oder Maroon 5. Trotzdem wollte er sein eigenes Ding machen und beschloss mit seinem Bruder ein Design Studio zu gründen. Das CC-Lab wurde ihr erster Kunde.
Während seiner Karriere als Designer hat Tom Lohner nie aufgehört zu malen: „Im Design ist es gut gelaufen, aber irgendwann hat die Kunst aufgeholt und ich habe mich entscheiden müssen. Da habe ich dann alles auf eine Karte gesetzt.“ Das Designstudio gehört mittlerweile seinem Bruder und Tom macht – wie wir wissen – Kunst.
So schnell, wie der Grazer Künstler auf der ganzen Welt Ausstellungen installiert, so rasch nützt er auch den Leerstand in der Jakoministraße 12 für seine erste Pop-up Gallery am Freitag, dem 28. Oktober. Die dunkle Bilderserie „Ghost“ zeigt, wie sich Annii vom Kinder-Gespenst zur Oma-Spukgestalt entwickelt – in einem Stiegenhaus. Den Hintergrund der fünfteiligen Serie hat Tom Lohner aus Zeitungsartikeln über Geistererscheinungen collagiert. Zwischen düster-dunklem Stoff, Geistern und Grabkerzen wird die Pop-up Gallery im Rahmen der Open Studios im Jakominiviertel der Auftakt in ein spooky Halloween-Wochenende.