Sind das alles Hipster?

Florian Puschnig HITE ELEPHANT DESIGNLAB jakominiviertel

Mit dem Modewort „Hipster“ können sich Fahrradhändler Reinhard Guggi und Designer Florian Puschmann nicht identifizieren. Was sagt uns das?

Junge Unternehmen der Kreativbranche und Hipster – das passt gut zusammen. Ob Fotografie oder Design, ob Do-it-yourself-Läden oder Cupcake-Store, da sind Hipster zu Hause. Wie im Jakominiviertel.

Die Hipster des 21. Jahrhunderts sind eine Subkultur, die Anfang der Nullerjahre entstanden ist. Der Gedanke dahinter ist, hip zu sein, also nicht dem Mainstream zu folgen. Allerdings sind einige Modetrends aus Hipster-Szene in den letzten Jahren in den Mainstream übergangen. Das hat die Kultur gewissermaßen ad absurdum geführt.

Stellvertretend für die UnternehmerInnnen im Viertel haben wir Reinhard Guggi von der Fahrradwerkstatt SATTELFEST und Florian Puschmann vom WHITE ELEPHANT DESIGNLAB interviewt und haben erfahren, dass sie sich nicht als Hipster sehen. Doch angeblich gehört es zum Wesen der Hipster, dass sie sich selbst nie als solche bezeichnen würden …

Seht ihr euch als Hipster?

Florian Puschmann – WHITE ELEPHANT DESIGNLAB:

Nein, ich hab auch in Graz noch nie einen Hipster gesehen.

Das Wort Hipster ist insofern interessant, weil die Zeit des Hipsters schon seit fünf bis sieben Jahren vermutlich vorbei ist. Das war die Zeit seit Ende der Neunziger, Anfang der Nullerjahre – in dem Moment, wo ein Modephänomen in den Mainstream übergeht, funktioniert das Wort Hipster nicht mehr.

Reinhard Guggi Sattelfest
Radexperte Reinhard Guggi

 

Reinhard Guggi – Sattelfest

Man macht sich schon Gedanken drüber, wie man von anderen Leuten bezeichnet wird, aber Hipster ist vielleicht nicht das richtige Wort. Da gibt es sicher andere Läden, die cooler eingerichtet sind. Mein großes Augenmerk gilt der Funktionalität und danach richtet sich auch das Geschäft. Ich hab schon sehr viel junges Publikum, aber es gibt auch Ältere.

Also das, was man gemeinhin als Hipster bezeichnet ist dann eigentlich nicht wirklich einer, oder?

Florian Puschmann:

Nö, Mainstream ist nicht mehr hip. Hipster heißt immer Vorreiter, Hipster heißt Subkultur, genrespezifisches Spezialwissen. Das kommt aus den Vierzigerjahren, wo Weiße versucht haben so cool wie dunkelhäutige „Jazzmenschen“ zu sein und diese teilweise auch nachgeahmt haben. Die zweite Welle des Hipsters ist dann eben Anfang der Nullerjahre gekommen. Das war aber sehr spezifisch und auch zeitlich beschränkt.

Also jemand, der einen Vollbart hat, Hornbrillen trägt und mit einem Fixie (das trendige Eingangrad ohne Bremsen) fährt, ist in deinen Augen kein Hipster?

Florian Puschmann:

Nein. Das ist ein Teil der Mode, gar kein kleiner Teil.

Aber ist es nicht so, dass außer einer Subkultur vielleicht nur mehr das Äußerliche überbleibt?

Florian Puschmann:

Das ist immer so. Es war in den Sechzigerjahren auch irgendwann mal aufrührerisch Jeans zu tragen. Das ist nicht mehr der Fall, sowas geht also relativ schnell.

Würdet ihr eure KundInnen als Hipster sehen?

Reinhard Guggi 

Da gibt es schon ein paar. Sehr, sehr viele Studenten hab ich. Schon ein paar Hipster mit Fixies, sehr angepasst an die Modetrends. Ich glaube, die meisten Kunden fahren deswegen ein Fixie, weil es ihnen taugt. Das werden aber immer weniger. Am Anfang waren es irre viel, aber ein paar sind damit gestürzt und draufgekommen, dass sie doch schwer zu fahren sind (lacht).

Florian Puschmann 

Nein.

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Raffael Reithofer

Fotos: Jakominiviertel/Raffael Reithofer
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