Tamara Huf
Neugierde siegt in unserer heutigen Gesellschaft immer seltener. Doch genau das habe ich mir bei meiner Recherche im Jakominiviertel zum Thema genommen – den Blick durch das Fenster auf die Fensterbänke.
Die Fensterbank bildet den Übergang vom intimen Privatraum zum öffentlichen Leben. Den Menschen ist bewusst, dass die Gegenstände darauf von beiden Seiten sichtbar sind. Präsentiert der Bewohner des Raumes damit sich selbst den Passanten? Arrangiert er die Objekte nicht nur für sich selbst, sondern auch für neugierige Blicke? Ist es gar eine private Ausstellung – versehentlich oder absichtlich?
Bei meiner Recherche eröffnete sich bald die Schwierigkeit, dass kleinere Gegenstände in weiter oben liegenden Stockwerken, etwa ab dem 3. Geschoss, schwer zu identifizieren oder gar zu erkennen waren. In einem anderen Viertel der Stadt Graz, hätte dies zu größeren Problemen führen können. Doch die Häuser im Jakominiviertel wiesen aufgrund des Baualters eine niedere Geschosshöhe auf und wurden nur selten über das dritte Stockwerk hinweg aufgestockt. Daher ist die Erhebung der Gegenstände auf den Fensterbänken, von der Position des Passanten aus besser möglich als anderenorts.
Die Erhebung ergab konkret, dass von 937 gezählten Fenstern nur 13 Prozent dekoriert worden waren, ein auffällig niedriger Prozentsatz. Am häufigsten waren Pflanzen in allen Variationen auf den Fensterbänken zu entdecken. Unter den 122 Stück befanden sich untere anderen 33 Orchideen, 17 kleine Bäume und ein verwelkter Rosenstrauß. Die Pflanzen waren etwa zu gleichen Teilen auf westlich und östlich ausgerichtete Fensterbänke aufgeteilt. Doch die meiste Begrünung der Fensterbänke war mit 45 Prozent in der Schönaugasse zu finden.
Weiters konnten sechs Kunstblumen gezählt werden und auch neun Flaschen, drei Gießkannen und fünf Kartons wurden auf den Fensterbänken deponiert. Drei Stück Windspiele und zwei Schreibtischlampen und ein Kosmetikspiegel sind weitere kleine Gegenstände, mit denen die Bewohner des Jakominiviertels ihre Fensterbänke schmücken.
Die Recherche über die Fensterbänke in den drei Straßen fand am Donnerstag den 16. April 2015 statt. Anschließend wurde sie statistisch ausgearbeitet, um somit eine ethnologische Studie zu ermöglichen. Die signifikantesten Daten und Zusammenhänge werden in der beigefügten Grafik präsentiert.
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